Lebensschutz in Rheinland-Pfalz

ertrauen wächst nur ohne Tabus - Augen-zu-und-durch-Taktik bringt nicht mehr Organspender

Dass sich die Menschen mit dem Thema Organspende beschäftigen sollen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Im Akutfall sind Angehörige mit der Entscheidung über den abschiedslosen Tod oft überfordert. Doch der reine Appell an Emotionen, wie heute im Bundestag von den meisten Abgeordneten vorgetragen, wird nicht den gewünschten Erfolg, die Anzahl der Spender zu erhöhen, bringen. Eine Schwarz-Weiß-Dialektik läuft beim Thema Organspende ins Leere. Die Kategorien Lebensretter, Nächstenliebe und Solidarität haben schon in den letzten 15 Jahren nicht funktioniert, um mehr Menschen zur Organspende zu bewegen. Um den Ängsten der Bürger und Ärzte entgegenzuwirken, brauchen wir sachliche Aufklärung, Beratung und Transparenz. Notwendiges Vertrauen kann nur wachsen, wenn das Thema sensibel und tiefgründig behandelt wird. Die Menschen wollen wissen, wie der Widerspruch zwischen Organspende und Patientenverfügung aufgelöst werden kann, warum in Deutschland die Lebendspende so restriktiv organisiert ist, was bei der Organentnahme geschieht, wie die Angehörigen des Spenders auch nach Entnahme der Organe betreut werden und ob die Verteilung nach Kriterien, die der Deutsche Bundestag festgelegt hat, erfolgt. All diese Fragen sind aber mit einem Tabu belegt.

Die Patientenschutzorganisation der schwerstkranken Menschen appelliert an die Parlamentarier, der ethischen Verantwortung gerecht zu werden. Daher muss sich der Bundestag den Fragen der Menschen stellen und überzeugende, rechtsstaatliche Konzepte für das Transplantationssystem entwickeln. Augen zu und durch und mehr als zusätzlich 50 Millionen Euro jährlich für Porto, Briefe und Druckerzeugnisse, die von den Versicherten gezahlt werden müssen, sind der falsche Weg. Es darf nicht sein, dass wir ein Placebo-Gesetz bekommen, das nichts bewirkt und nur Geld verschlingt. Das sind wir auch den 12.000 Menschen schuldig, die auf der Warteliste stehen und auf eine gute Lösung hoffen.

Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutsche Hospiz Stiftung, 22.03.2012.